Auditive Verarbeitungsstörungen
Das Hören mit der auditiven Verarbeitung bildet eine wichtige Grundvoraussetzung für den Sprach- und Schriftspracherwerb. Die Grundfunktionen des Hörens und der auditiven Wahrnehmung sind beim Neugeborenen bereits vorhanden. Es ist schon wenige Tage nach der Geburt in der Lage Tonhöhenunterschiede grob zu erkennen. Es kann immer besser eine akustische Reizauswahl treffen und erkennt somit die Stimme der Mutter wieder. Die Kinder bauen diese auditiven Fähigkeiten in den ersten Lebensjahren weiter aus, so dass sie im Vorschulalter bereits Laute aus Wörtern heraushören können, z.B. „Hört man ein /au/ bei Auto?“.
(Quelle: Norina Lauer, Zentral-auditive Verarbeitungsstörungen im Kindesalter, Thieme Verlag)
Unser Ohr nimmt Geräusche auf und wandelt sie in Nervensignale um. Anschließend werden die Signale beider Ohren auf den zentralen Hörbahnen miteinander verknüpft und für die Verarbeitung im Gehirn vorbereitet. Das Gehirn nimmt die Signale auf und wertet sie aus. So erlangt das Geräusch erstmals seine Bedeutung.
Bei Kindern mit einer zentral-auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (ZAVWS) ist das periphere Hörsystem – das Ohr und das Hören – nicht beeinträchtigt. Ein Tonaudiogramm bei den Vorsorgeuntersuchungen oder beim Hals-Nasen-Ohrenarzt ist meist unauffällig. Die Problematik liegt in der Weiterleitung und Vorbereitung der akustischen Signale auf den zentralen Hörbahnen und/oder bei der Verarbeitung und Auswertung im Gehirn. Ein Phoniater/Pädaudiologe hat die Möglichkeit genaue Untersuchungen zur Hörverarbeitung durchzuführen.
Über die Ursachen für eine auditive Verarbeitungsproblematik gibt es noch keine eindeutig gesicherten Erkenntnisse. Immer wiederkehrende Mittelohrentzündungen und eine erbliche Veranlagung werden bei der Ursachenforschung aber immer wieder genannt.
Es gibt Kinder, die Probleme haben, sich lange auf akustische Reize zu konzentrieren. Sie werden z.B. beim Vorlesen von Geschichten schnell unruhig und schalten nach einiger Zeit ab.
Bei einer lauten Geräuschkulisse verstehen die Kinder die Anweisung der Erzieherinnen oder der Lehrer nicht. Die Kinder ziehen sich dann in lauten Umgebungen schnell zurück oder wirken gereizt.
Sie zeigen Schwierigkeiten beim Merken von auditiven Informationen. Das Merken von z.B. Telefonnummern oder etwa das Merken von Einkaufslisten bereitet ihnen oft Mühe.
Es kann vermehrt zu Missverständnissen kommen, da die Kinder ähnlich klingende Wörter (z.B. Tanne-Kanne) nur schwer unterscheiden können. Oder aber die Kinder zeigen Unsicherheiten in der Grammatik, da sie die unbetonten Endsilben nicht richtig hören/wahrnehmen.
Machen Sie bei Ihrem Kind diese oder mehrere der zuvor beschriebenen Beobachtungen, sollten Sie dies mit Ihrem Kinderarzt besprechen, der Sie dann bei Bedarf zu einem Phoniater zu überweisen kann.
In der Therapie werden die verschiedenen auditiven Verarbeitungswege (Merkspanne, Aufmerksamkeit, Differenzierung etc.) mit entsprechenden Trainingskonzepten gezielt gefördert.